Antrag / Anfrage / Rede
„Bewerbung um eine Auslobung als staatlich anerkannten Öko-Modellregion in Kooperation mit der Landeshauptstadt München unter dem Arbeitstitel “München West“
Der Kreistag möge beschließen:
Der Landkreis Fürstenfeldbruck beabsichtigt, sich zusammen mit der LH München beim Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus um die Auslobung als Öko-Modellregion zu bewerben.
Der Kreistag beauftragt die Kreisverwaltung, die Bewerbungsunterlagen zu erstellen bzw. in Zusammenarbeit mit der LH München rechtzeitig fertigzustellen, damit die Abgabefrist am 25. November 2025 eingehalten wird.
Ziel der Bewerbung ist es, die Wertschöpfungskette für regionale Bio-Lebensmittel im Landkreis zu stärken und den Ökolandbau sowie die regionale Vermarktung signifikant voranzubringen.
Wichtig ist auch das Bewusstsein für die Zusammenhänge in der Natur, sowie für vernünftige und gesunde Nahrungsmittel in der Bevölkerung zu fördern!
Voraussetzung für eine endgültige Bewerbung ist ein Konzept, das eine Finanzierung der für den Landkreis anfallenden Personalkosten ausschließlich außerhalb des Kreishaushalts ermöglicht. Dazu hat der Umweltreferent bereits Zusagen und Signale zur Beteiligung von verschiedenen Trägern/Organisationen erhalten, die die Kosten übernehmen werden. Aus den Reihen der Finanzierer des Kreisanteils der Personalkosten wird die Festlegung des Trägers der Management-Stelle getroffen.
Die logistische und verwaltungstechnische Unterstützung des Landkreises ist auf den ersten Förderzeitraum von 5 Jahren beschränkt. Danach wird sich der Kreistag über eine ggf. mögliche Verlängerung befassen.
Begründung
Die Initiative des Freistaats Bayern zur Anerkennung von Öko-Modellregionen bietet eine herausragende Chance, die Zukunftsfähigkeit unserer regionalen Landwirtschaft, des ländlichen Raums und des Umwelt- und Naturschutzes zu stärken. Insbesondere die Kooperation mit der Stadt München als bedeutendem Absatzmarkt für Bio- und Regionalprodukte ist dabei ein strategischer Schlüssel zum Erfolg und zur Sicherung der Absatzwege. Denn der Stadtrat der Landeshauptstadt München hat sich zum Ziel gesetzt, seine Einrichtungen mit mindestens 60 Prozent öko-regionalen Lebensmitteln zu versorgen.
Ein zuständiger Stadtratsausschuss hat nun einstimmig beschlossen, sich möglichst mit dem Landkreis Fürstenfeldbruck um eine Öko-Modellregion zu bewerben.
Vorteile für Landwirte, lokale Vermarkter und Bürger
Die Etablierung einer Öko-Modellregion Fürstenfeldbruck bietet der gesamten Region erhebliche Vorteile:
Vorteile für Landwirte:
- Verbesserte Absatzmöglichkeiten: Durch das regionsweite Netzwerk und die gezielte Kooperation mit der Stadt München werden neue, verlässliche Absatzwege für regionale Bio-Produkte geschaffen (z. B. in der Gemeinschaftsverpflegung wie Kantinen, Schulen oder Kitas).
- Förderung der Umstellung: Landwirte, die auf ökologischen Landbau umstellen möchten, erhalten gezielte Beratung, Begleitung und Unterstützung bei Antragsstellungen und der Projektentwicklung, wodurch Hürden abgebaut werden.
- Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten: Projekte in den Öko-Modellregionen führen zur Etablierung oder Stärkung regionaler Verarbeitungsstrukturen (z. B. Getreidelager, Mühlen, Gemüsekonservierung, Metzgereien), was Arbeitsplätze in der Region schafft oder erhält und die regionale Autonomie stärkt. Die Abhängigkeit von Großmärkten wird reduziert.
- Zusätzliche Einnahmen: Die Möglichkeit zur staatlichen Förderung von Kleinprojekten bietet Landwirten und Vermarktern finanzielle Anreize und Zuschüsse für innovative Ideen.
Vorteile für lokale Vermarkter und Verarbeiter:
- Gesicherte Rohstoffbasis: Vermarkter, Bäcker, Metzger und Gastronomen erhalten einen besseren Zugang zu bio-regionalen Rohstoffen mit gesicherter Herkunft.
- Vorhandene Strukturen wie Verarbeitungs- und Vermarktungskooperationen sowie Direktvermarktung können gefestigt und ausgebaut werden.
- Stärkung der regionalen Marke: Die Auszeichnung als Öko-Modellregion erhöht die Sichtbarkeit und die Attraktivität regionaler Produkte beim Verbraucher und stärkt die lokale Wirtschaft.
- Klein- und mittelständische regionale Betriebe in der regionalen Lebensmittelerzeugung werden durch den Mehrabsatz gefördert und können zusätzliche staatliche Förderprogramme, z. B. für Innovationen, in Anspruch nehmen.
- Wertschöpfung in der Region halten und die Potenziale eines wachsenden Marktes für unsere Region ausschöpfen.
Vorteile für Bürger und Verbraucher:
- Garantierte Qualität und Transparenz: Bürger erhalten ein größeres Angebot an kontrollierten Bio-Produkten aus ihrer Heimat, was zu mehr Vertrauen und kurzen Lieferwegen führt. Schutz von Umwelt und Natur: Der verstärkte Ökolandbau trägt zum Erhalt der Artenvielfalt, zum Schutz des Grundwassers und zur Humusbildung bei.
- Stärkung des ländlichen Raums: Die Wertschöpfung bleibt in der Region, Arbeitsplätze werden gesichert und das „Wir-Gefühl“ der Gemeinschaft wird durch gemeinsame Projekte gestärkt.
- Das Angebot von bio-regionalen Erzeugnissen steigt insgesamt in der gesamten Öko-Modellregion.
- Auch in der Außer-Haus-Verpflegung nimmt der Anteil von bio-regionalen Lebensmitteln zu.
- Wertschätzung für bio-regional erzeugte Lebensmittel steigt durch Bildungsmaßnahmen der Träger. Die positiven Wirkungen des Öko-Landbaus auf die Biodiversität sowie den Boden-, Wasser- und Klimaschutz werden für die Bürger erlebbar.
- Die Partnerschaft zwischen Stadt und Land wird gestärkt und die Identifikation mit der Heimat steigt.
Positive Erfahrungen aus anderen Regionen
Die bereits existierenden, 34 staatlich anerkannten Öko-Modellregionen in Bayern zeigen, dass das Konzept erfolgreich ist und als „Motor für den Ökolandbau“ fungiert. Das Engagement des Freistaats mit Fördermitteln für das Management und Kleinprojekte unterstützt diesen Erfolg maßgeblich.
Positive Berichte belegen die Wirksamkeit:
Positive Berichte belegen die Wirksamkeit:
- Ein aktueller Bericht des StMELF bestätigt die Wirkungsvollheit der aktiven Öko-Modellregionen als bundesweit einzigartiges Netzwerk, in denen gute Ideen aus der Region für die Region wachsen. (Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, "Ökolandbau in Bayern wächst – wenn auch langsam: Mehr Bio vom Acker bis zum Esstisch").
- Das Magazin "10 Jahre staatlich anerkannte Öko-Modellregionen in Bayern" zeigt erfolgreiche Projekte, wie die gemeinsame Errichtung eines Genossenschaftlichen Getreidelagers (Öko-Modellregion Neumarkt i.d. OPf.) oder die Entwicklung regionaler Spezialitäten und die Stärkung des Wir-Gefühls (Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, "10 Jahre staatlich anerkannte Öko-Modellregionen in Bayern"
Folgendes Finanzierungsmodell ist Grundlage der ÖMR:
Das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus übernimmt für fünf Jahre 75 Prozent der Kosten einer Management-Stelle (mindestens Entgeltgruppe 11 TV-L oder TVöD).
Die restlichen 25 Prozent sind von Stadt und Landkreis zu tragen.
Die Förderhöchstgrenze durch den Freistaat Bayern beträgt 75.000 Euro pro Jahr. Darin enthalten ist ein Sachkostenbudget von maximal 5 Prozent der Fördersumme. In den ersten fünf Projektjahren braucht es jeweils eine Eigenbeteiligung in Höhe von bis zu 25.000 Euro gesamt im Jahr (nochmals aufgeteilt innerhalb des Verbunds).
Nach fünf Jahren gehen die Regionen in eine degressive Förderphase von drei Jahren über.
Nach insgesamt acht Jahren besteht die Möglichkeit, die ÖMR zu verlängern oder sich mit einer neuen ÖMR zu bewerben, wenn sich die Gebietskulisse wesentlich unterscheidet.
Über die befristete Management-Stelle hinaus gibt es weitere Fördermöglichkeiten:
etwa Projektförderungen oder den sogenannten „Verfügungsrahmen Ökoprojekte“, über den Kleinprojekte umgesetzt werden können. Dies sind bis zu rund 50.000 Euro pro Jahr und ÖMR.
Das Prozedere für die Bewerbung
Grundlage für eine aussagekräftige Bewerbung um den Status einer staatlich anerkannten Öko-Modellregion sind die folgenden Schritte:
Entwicklung eines aussagekräftigen Konzepts:
Das detaillierte Konzept für die ÖMR, welches mit den Bewerbungsunterlagen beim Freistaat Bayern einzureichen ist, wird in Abstimmung mit den finanzierenden Akteuren, der Verwaltung des Landratsamts und in Zusammenarbeit mit der Stadt München erstellt. Vorarbeiten sind dazu schon erbracht worden.
Einreichfrist der Bewerbung ist der 30. November 2025. Bis dahin müssen die Unterlagen beim Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus eingegangen sein, um bei positivem Bescheid im Jahr 2026 starten zu können.
Die vollständige Übernahme des Personalkostenanteils des Landkreises durch Stiftungen und Träger ist ein einmaliger, großer Vorteil, der dem Kreistag die Entscheidung zur Erarbeitung eines Bewerbungskonzepts erleichtert und die breite Unterstützung für diese Initiative im Landkreis unterstreicht.
Wir bitten um Zustimmung zu diesem Antrag.
Mit freundlichen Grüßen,
Name und Unterschriften der Fraktionsvorsitzenden bzw. Kreisrätinnen und Kreisräte im Namen der beteiligten Fraktionen)
Christian Holdt, Kreisrat ÖDP
Max Keil, ÖDP Fraktionsvorsitzender, Referent für Umwelt und Energie
Emanuel Staffler CSU Fraktionsvorsitzender
Hubert Ficker, CSU, Referent für Strukturpolitik und ländlicher Raum
Ulrich Bode, FDP, Fraktionsvorsitzender, Referent für Digitalisierung, IT und Medien
Jakob Drechsler, UBV Fraktionsvorsitzender; Referent für Wertstoffe, Abfall und GfA
Christian Götz, stellvertretender UBV Fraktionssprecher, Kreisrat
Andreas Magg, SPD, Fraktionsvorsitzender
Der Antrag wurde gegen die Stimmen der "Freien Wähler" mit großer Mehrheit angenommen.
https://www.merkur.de/lokales/fuerstenfeldbruck/fuerstenfeldbruck-ort65548/kreistag-bruck-bewirbt-sich-als-oekomodellregion-mit-muenchen-93995275.html