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Pressemitteilung

Der Anteil der Tierhaltung am Klimawandel und am Verlust der Biodiversität - Rückblick zum Vortrag der ÖDP Kreisverband FFB am 7.9.2021

Alle sprechen von Klimakatastrophe und Artensterben. Der Fokus liegt dann zumeist auf Treibhausgasemissionen und Insektiziden. Doch welchen Einfluss hat die Massentierhaltung auf den Klimawandel und das Artensterben? Martin Müller (landwirtschaft.jetzt) ging dieser Frage in einer Veranstaltung des ÖDP-Kreisverbands Fürstenfeldbruck auf den Grund.

Die ÖDP-Kreisvorsitzende, Carmen Greiff, leitete den Abend mit den Worten ein: "Warum lädt die ÖDP zu diesem Vortrag ein?" und stellte fest: "Was Martin Müller und uns eint, ist die Erkenntnis, dass wir vor einer Klimakatastrophe stehen und jetzt sofort und äußerst entschlossen handeln müssen."

Eingangs stellte der Referent dar, wie hoch der Energieverlust beim Konsum tierischer Produkte ist. Von 100 Kalorien chemischer Energie, die Pflanzen produzieren, kommen 10 beim Menschen an, wenn er tierische Produkte konsumiert, da 90 % durch Atmung, Verdauung und Ausscheidungen der Tiere verlorengehen. Einfluss auf das Klima nehmen einerseits die durch Tiere entstehenden Gase Methan und Distickstoffmonoxid. Mit einzurechnen ist Kohlenstoffdioxid, das einerseits durch Brandrodungen (um Weideland zu erhalten) und Energieaufwand (u.a. zum Herstellen von Kunstdünger) entsteht und andererseits nicht gespeichert werden kann, da die Kohlenstoff-Senken durch den Anbau von Futtermitteln und die Nutzung von Grasland gegenüber potenziellem Wald viel geringer sind. Unter 6 vom Referenten untersuchten Studien präferiert er die Oxfordanalyse von 2018, die zu dem Ergebnis kommt, dass 28 % der Treibhausgase auf die Tierhaltung entfallen.
Dabei ist der Einfluss auf den Klimawandel nur der eine Aspekt. Genauso oder noch dramatischer ist der Einfluss auf den Verlust der Artenvielfalt durch Mist und Gülle, Kunstdünger, Pestizide, Rodungen und Wasserverbrauch in der Tierhaltung. Versauernde Gase, überdüngter Boden, Schadstoffeintrag und die Zerstörung von Lebensräumen sind die Folge, die zum Verlust der Biodiversität führen. In der Dramatik ist dies kaum zu überschätzen. Matthias Glaubrecht, Professor für Biodiversität und Direktor des Centrums für Naturkunde in Hamburg schreibt:
„Das Artensterben zu ignorieren ist der vielleicht größte Fehler der Menschheit. Wir sprechen vom Verlust einiger Millionen Arten tierischen Lebens, der binnen wenigen Jahrzehnten droht. Den Klimawandel können wir rückgängig machen, das Artensterben nicht.“
„In 20 oder 30 Jahren wird es weltweit keine größeren Säugetiere mehr in der freien Natur geben. Bis Ende des 21. Jahrhunderts könnte die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten von unserem Planeten verschwunden sein.“
„Biodiversität ist ein genetischer Datenspeicher. Stellen Sie sich die Artenvielfalt unseres Planeten als eine Festplatte vor, von der wir immer mehr Daten löschen. Vielleicht gehen dabei zunächst nur ein paar Erinnerungen verloren. Aber wir löschen auch Dateien, die wir uns vorher nie angesehen haben, wir löschen sogar ganze Programmteile, von deren Funktion und Bedeutung wir keine Ahnung haben. Bis der Datenschwund dann eines Tages zum Systemabsturz führt. Und wir haben keinerlei Backup.“
So fasst Martin Müller zusammen:
"Ein mindestens gleichwertiges Problem zum Klimawandel ist der Verlust der Biodiversität. Die Ursachen sind vielfältig und meist ist die Nutzung von Tieren maßgeblich. Hauptursache sind jedoch Landnutzungsänderungen und Hauptursache für Landnutzungsänderungen ist die Tierhaltung.
Der Wechsel zu einer bio-veganen Landwirtschaft und eine globale Aufforstung können sowohl den Klimawandel entscheidend bremsen, als auch den Verlust der Biodiversität stoppen."
Daraus leitet er die zentrale Forderung an die Politik ab, Rahmenbedingungen für eine kontinuierliche Reduktion der Tierbestände und der Fischerei und einen Wechsel zu einer bio-veganen Landwirtschaft schaffen, die er im Folgenden ausdifferenziert.
Lebhafte Diskussionen, Fragen und Tipps im Anschluss an den Vortrag haben das Bedürfnis erkennen lassen, dieses Thema auf weiteren Veranstaltungen zu vertiefen.
Quellenangaben und die praktischen Forderungen sind zu finden unter:

Web: landwirtschaft.jetzt/ressourcen =>     Download DE - Vortrag (07.09.21)


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Der Referent ist erreichbar unter Email: info@landwirtschaft.jetzt