Pressemitteilung
Große Beteiligung und reger Austausch beim Runden Tisch der ÖDP „Der weite Weg vom Acker zum Teller“
Saalfoto mit rund 30 TeilnehmerInnen
Olching – Das Landratsamt Fürstenfeldbruck treibt derzeit gemeinsam mit München-West eine Bewerbung zur staatlich geförderten Ökomodellregion voran. Die ÖDP-Fraktion hatte diesen Prozess im Kreistag mit einem interfraktionellen Antrag angestoßen und nun wichtige Organisationen rund um das Thema Ernährung und Lebensmittelproduktion im Landkreis zu einem „Runden Tisch“ eingeladen, um den Austausch zu fördern und die Vernetzung voranzubringen.
In einem Impulsvortrag erläuterte Dr. Andreas Magg, Direktor der Caritas in Bayern, die Bedeutung einer verantwortungsvollen Lebensmittelversorgung für die Bewohner der Caritas-Einrichtungen. Dabei betonte er die ethische Relevanz sowohl der Erzeugung als auch der Verarbeitung von Lebensmitteln. Für ihn ist eine achtsame und nachhaltige Bewirtschaftung der Böden ein christlich fundiertes Prinzip – denn so gelangen gesunde und saubere Lebensmittel zum Menschen. Den Spagat, im vorgegebenen Kostenrahmen zu bleiben und dennoch möglichst viele biologische und regionale Produkte für täglich 100.000 Mahlzeiten zu beschaffen, bezeichnete er als große Herausforderung, die viel Engagement erfordert. Den Wert nachhaltig produzierter Lebensmittel könne man gar nicht hoch genug einschätzen.
Richard Bartels von SlowFood kritisierte das widersprüchliche Konsumverhalten vieler Verbraucher: Während für Reisen, Autos oder Smartphones hohe Ausgaben akzeptiert würden, werde bei Lebensmitteln oft nur das Billigste gewählt.
Margit Pesch vom Brucker Land e.V., die bereits vor über 30 Jahren mit dem Aufbau einer Vermarktungsstruktur für regionale Produkte im Landkreis begann, stellte aktuelle Aktivitäten des Vereins vor – darunter Aktionen und Kochkurse, die die Begeisterung für regionale Lebensmittel neu entfachen sollen. Die Vermarktung erfolgt mittlerweile über die „Unser Land“-Initiative, vertreten durch Judith Schermann. Sie berichtete, dass inzwischen von insgesamt rund 130 verschiedenen Produkten viele bei Hofläden, kleinen und großen Lebensmittelhändlern erhältlich sind und bald auch online bestellbar werden.
Das Thema Bildung und Wertschätzung von Lebensmitteln wurde besonders von Michaela Bock vom Lebensmittelrat und Barbara Schiele von der Volkshochschule Puchheim hervorgehoben. Sie setzen mit Aktionen wie den Genusswochen und Angeboten in der Erwachsenenbildung gezielte Schwerpunkte, um zu zeigen, dass eine gesunde und zugleich kostengünstige Ernährung mit regionalen und saisonalen Produkten möglich ist.
Michael Settelmayer von OFW Catering, einem deutschlandweit tätigen Unternehmen, schilderte die praktischen Herausforderungen bei der Umsetzung institutioneller Vorgaben – etwa Essenspläne drei Monate im Voraus oder Bio-Quoten – und berichtete, wie täglich 10.000 Mahlzeiten allein am Standort Gröbenzell für Münchner Einrichtungen und Teile der Schulversorgung im Landkreis produziert werden. Er verwies auch auf Erfahrungen aus Berlin, wo das Schulessen für Grundschüler kostenlos ist, jedoch täglich bis zu 30 % der Mahlzeiten übrig bleiben, auch weil Eltern ihre Kinder nicht abmelden. Sein Fazit: „Was nichts kostet, wird oft auch als wertlos angesehen.“
Dass der Verband „Naturland“ Caterer, Kantinen und Restaurants aktiv mit Beratung und Bezugsquellen unterstützt, um deren Bio-Anteil zu erhöhen, war selbst für einige Fachleute in der Runde eine neue Erkenntnis.
Auch die Erzeuger – Landwirte aus dem Landkreis – beteiligten sich rege an der Diskussion. Die Bio-Gärtnerei Hecker, der „Gemiasgarten Nannhofen“, der Bauernobmann aus Olching sowie weitere konventionelle und Bio-Bauern gaben Einblicke in ihre tägliche Arbeit und ihr Engagement für Nachhaltigkeit und Bodenerhalt. Einigkeit herrschte darüber, dass der Aufbau und Erhalt der Humusschicht essenziell für die Nahrungsmittelproduktion ist. Ihre Funktion als Wasserspeicher – etwa zur Vermeidung von Schäden bei Starkregen – und als CO₂-Senke ist überlebenswichtig, gerade im Hinblick auf den bereits spürbaren Klimawandel.
So berichtete die Bio-Bäuerin Agnes Dürr, dass der Gemüseanbau in Germering heute – anders als noch vor wenigen Jahren – aufgrund unregelmäßiger und zu geringer Niederschläge nur noch mit Bewässerungssystemen im größeren Stil möglich wäre. Aneta Höffler, zuständig für die Klimawandelplanung im Landratsamt Fürstenfeldbruck, warnte eindringlich: Schon bald könnten im Landkreis Temperaturen wie in Rom herrschen – mit dramatischen Folgen für unser Leben und die Lebensmittelversorgung, wenn wir uns als Gesellschaft nicht rechtzeitig darauf vorbereiten.
Als alternative Vermarktungsform wurde das Kartoffelkombinat vorgestellt. Auch die neue, appgesteuerte Direktvermarktung von „Mit Sinn Leben e.G. “ zwischen Erzeugern und Konsumenten, bei der bestellte Ware grammgenau abgerechnet und von den Kunden zentral abgeholt werden kann, war vielen Teilnehmenden noch völlig unbekannt – stieß aber auf erfreuliches Interesse bei den anwesenden Großverbrauchern und Bürgern.
Insgesamt zeigte sich ein starkes Interesse aller Initiativen, Erzeuger und Organisationen, künftig noch enger zusammenzuarbeiten. Das gemeinsame Ziel ist es, mehr gesunde Lebensmittel in Privat- und Großküchen zu bringen und das Bewusstsein für ihren tatsächlichen Wert zu stärken – damit sie auch einen angemessenen Anteil im Budget der Bürger erhalten.
